Wort des Bischofs von Madeira

PREDIGT DES DIÖZESANBISCHOFS VON MADEIRA
AN DEN WEINRITTERORDEN

Ich habe die Freude, in dieser Kirche „Unserer Lieben Frau von Monte“ die Mitglieder des Ordo Equestris Vini Europae zu begrüßen, welche aus der Stadt Wien bis in die Diözese gekommen sind, um Kaiser Karl von Österreich zu ehren und zugleich einige Madeirenser in diesen Ritterorden aufzunehmen.
Mit Ihnen ist auch eine Philharmonica gekommen, um diese liturgische Eucharistiefeier festlicher zu gestalten. Allen sage ich ein herzliches Willkommen hier in Madeira!
Die Ritterorden in Europa sind verbunden mit den Institutionen der Kirche, welche sie immer begleitet und die dafür geworben haben, ihr in der Evangelisierung und den Werken der Wohltätigkeit zu dienen. Der Wein mit dem Getreide und dem Öl sind Teil der täglichen Ernährung des Gottesvolkes, wie uns schon die Heilige Schrift im Alten sowie im Neuen Testament aufzeigt.
Der Wein hat eine Besonderheit, das Herz des Menschen zu erfreuen. Wie uns der Psalmist (Ps. 104,15) schreibt, aber auch das Buch der Weisheit (Sir. 31, 27) uns sagt:

„Wie ein Lebenswasser ist der Wein für den Menschen, wenn er ihn mäßig trinkt.“

Die pastoralen Briefe (1 Tim 3, 3 und Titus 2, 3) empfehlen den Gebrauch mit Mäßigkeit, und Jesus Christus hat auch getrunken bis zur Gefahr der falschen Verurteilung. (Mt 11, 19). Jesus hat die Frucht des Weinstockes zum Messianischen Festmahl und dem Eucharistischen Mahl genommen, das am Gründonnerstag Sein Erlöserblut geworden ist.
Der Wein ist im Alten Testament für den Kult gebraucht worden, bei den Opfern und vor allem bei den Festen der Vermählung. Maria, die Mutter Jesu, hat ihren Sohn in Kanaan zu Galiläa aufmerksam gemacht, dass das Brautpaar keinen Wein mehr hat.
Unter dem profanen Gesichtspunkt bedeutet der Wein das, was das Leben an Angenehmem in sich birgt, die Freundschaft (Sir. 9, 10), die menschliche Liebe (Hohes Lied der Liebe 1, 4; 4, 10), die Freude und die Glückseligkeit des Schülers der Weisheit.
Die Propheten drückten in ihren Orakeln das verheißene Glück von Gott mit dem Vergleich der Fülle der Güter aus, die sich in den Früchten der Erde – besonders aber im Wein – erfahren (Am 9, 14; Os 2, 24; Is. 25, 6 etc.).
Im Evangelium ist der Neue Wein das Zeichen des Neuen Bundes, den Jesus am Gründonnerstag verwirklicht hat und der in der Kirche auf dem Altar bei jeder Heiligen Messe gegenwärtig wird.
Bevor der Christ den Neuen Wein im Reich Gottes des Ewigen Vaters trinken kann, muss er sich in seinem Leben vom Wein, welcher in der Eucharistie das Blut von Jesus Christus geworden ist, ernähren.
Der Ritterorden möchte den Seligen Karl von Österreich ehren, indem die Ritterlichen Eidgenossen in ihm einen eucharistisch geprägten Mann treffen. Als er bei der Schiffslandung im Hafen von Funchal arm und demütig ausstieg, bat er den Diözesanbischof nur um Eines – um die Erlaubnis in seiner Kapelle das Allerheiligste Sakrament aufbewahren zu dürfen.
Die biblischen Lesungen dieses Sonntags bieten uns die Lehre, welche auf diese Weise zusammengefasst werden kann: Den Wert der Überlieferung, wie wir uns aus dem Buch Deuteronomium erinnern, hoch zu halten, uns aber vor dem Traditionalismus zu hüten, damit der Geist nicht ausgelöscht wird: die Festigkeit im Glauben zu suchen, im Plane Gottes, der uns rettet, wie uns der Heilige Jakobus schreibt.

Möge Maria, die Mutter Jesu, uns helfen, dass wir uns zu ihren Jüngern wandeln lassen und Jesus Christus gehorsam sind, gleichwie es in Kanaan zu Galiläa geschehen ist, als Sie Jesus bat, das Wasser in Wein zu wandeln, welches die Vorauskündigung der Eucharistie am Gründonnerstag war. Sie wird weiterhin auch heute sagen:

„Tut alles, was mein Sohn euch sagt!“

Funchal, am 3. September 2006
† Teodoro de Faria Bischof von Funchal