REDE AN DEN RITTERLICHEN SENAT GENERAL SIEGBERT KREUTER

Magni Consules! Magnus Senatus! Venerabiles equites!

Ich darf für die große Ehrung auf meine Art danken, indem ich ganz persönlich das große Beginnen der Österreichischen und Burgenländisch-Pannonischen Weinritterschaft reflektierte. So hat jede Zeit ihre großen Ideen. Wenn die Zeit für eine Idee reif ist, kann sie von niemandem mehr aufgehalten werden. Natürlich müssen sich Menschen finden, die diese Ideen definieren und organisieren. Die Lateiner sagen: „Consules videant …“, die Consules mögen sehen. Herr Kommerzialrat Knoll und Herr Ing. Tombor haben gesehen und diese Weinritterschaft als große Kulturgemeinschaft definiert und organisiert. Der Wein ist ein edles Produkt, an dessen Werden unsere gute Mutter Erde und die Gewalten des Himmels mitwirken. Der Wein wurde nach den Worten der Heiligen Schrift geschaffen, damit „er das Herz des Menschen erfreue.“ Bei unseren heidnischen Vorfahren, die noch nicht lesen und schreiben konnten, galt der Wein als Symbol der Treue. Verträge, die mit Wein besiegelt worden waren, durften nicht gebrochen werden. Der Wein ist Ausdruck der Gesprächs- und Esskultur. Hier steht er im Gegensatz zum hastigen, modernen Alltag, der die „fast food“ entstehen ließ. In diesem Milieu bleibt keine Zeit für Dialog mit dem Nachbar, aber man nimmt sich Zeit, um stundenlang Diskussion im Radio oder Fernsehen anzuhören, in denen über die Menschen und nicht selten über die Menschen hinweg gesprochen wird. Oft fühlen sich solche Diskutanten als Apostel der Toleranz, lassen aber nur gelten, was sie als Toleranz definieren, um schließlich die Zuhörer deutlich fühlen zu lassen, dass jedermann rückständig ist, der nicht ihren Ideen folgt. So wird die vorgegebene Toleranz zur Intoleranz. Deswegen freuen sich die Menschen über die Idee und das Wirken solcher Gemeinschaften wie dieser verwurzelten Weinritterschaft, die die besten Lebensformen pflegt. Nicht zufällig wirken so viele Soldaten in der Weinritterschaft. Nach dem Mittelalter sind aus den Rittern Soldaten geworden. Heute werden aus den Soldaten wieder Ritter, wenn wir sehen, wie sie eingesetzt werden. Die Ritter hatten unter anderem die Aufgabe, Witwen und Waisen zu schützen. Und was anderes tun denn heute die Soldaten auf Zypern, auf dem Golan, in Kambodscha, Afghanistan, Mozambique, Liberia und in Ex-Jugoslawien? Viele tausende Burgenländer gehören zu den Friedensnobelpreisträgern der UNO. Das Burgenland besitzt eine besondere Beziehung zum Bundesheer. Der erste Einsatz des Bundesheeres der 1. Republik war die Landnahme des Burgenlandes im November 1921. Und der erste Einsatz des Bundesheeres der 2. Republik wurde wieder anlässlich der ungarischen Volkserhebung im Oktober-November 1956 zum Schutz der burgenländischen Grenze durchgeführt. Nach dem Ende des Eisernen Vorhanges sichern nun die Soldaten seit 1990 Leben und Eigentum der burgenländischen Bevölkerung und bewahren Österreich vor unkontrollierter Zuwanderung. Durch die Aufnahme der Soldaten ist die Weinritterschaft nicht nur eine kulturelle, sondern auch eine menschliche Gemeinschaft geworden, die versteht, dass Kultur und Freiheit gesichert werden müssen. Und weil sie die nationale Würde vertritt, versteht sie auch die nationale Würde anderer zu achten. Sie folgt damit dem großartigen Gedanken des Schweizer Dichters Gottfried Keller (1819 – 1890), der die Maxime formulierte: „Ehre jedem Vaterland, aber Liebe zu dem eigenen.“ Diese Weinritterschaft wurzelt im Burgenland, aber ihr Astwerk hat ganz Europa erfasst. Vor diesem geistigen Hintergrund werden Sie verstehen, wie stolz ich bin, von Ihnen anerkannt zu werden, wie stolz ich bin, dass ich 20 Jahre meines Lebens im Burgen- land und dem Burgenland als Soldat dienen durfte. Sie gehören der Fédération Internationale des Confréries Bachiques in Paris an. Ein französisches Sprichwort sagt: „Le vin est, tiré, il faut le boire.“ Frei übersetzt:

Der Wein ist eingeschenkt, nun muss man ihn trinken !

Ich erhebe das Glas zum Wohle der magnorum consulum, des magni senatus und der venerabilium equitum mit ihrem Motto

IN HONOREM DEI et IN HONOREM VINI!

Ordenskreuzträger

General Siegbert Kreuter Generaltruppeninspektor-Stv.