REDE DES PRAESES SENATUS
Vor 25 Jahren haben sich lautere und engagierte Männer aus innerem Antrieb entschlossen, hier im pannonischen Raum eine Weinritterschaft zu begründen. Sie stellten den Wein als uraltes Kult- und Kulturgut unserer abendländischen Gemeinschaft in den Mittelpunkt unseres damals gegründeten Ordens.
Diese Pannonische Weinritterschaft wurde allerdings nach dem Willen ihrer Gründer weit mehr als eine Weinbruderschaft oder ein Geselligkeitsverein von Weinliebhabern, weil sie im Wein nicht nur ein edles Getränk, sondern darüber hinaus das Symbol einer – unserer – Wertehaltung sieht.
Dies zeigt sich auch in unserer Wappendevise „In Honorem Dei et In Honorem Vini!“
Ein bewusster, ein verstärkender Pleonasmus, uns Christen wurde im letzten Abendmahl mit dem Wein auch das Blut Christi geschenkt. Unsere Ordensgründer haben auch einen Patriotismus österreichischer Prägung vorgelebt, der sich von einem bloßen Nationalismus klar unterscheidet. Nämlich ein Vaterland – patria –, welches vielen ethnischen und sprachlichen Gruppen, beispielgebend für ein Vereintes Europa, ein friedliches Miteinander in dieser Region bietet und über Jahrhunderte geboten hat.
Die Pannonische Weinritterschaft hatte daher schon bei ihrer Gründung a priori den Keim des europäischen Geistes in sich, der später zur Europäischen Weinritterschaft führen sollte. Da Weinreichtum nur im Frieden gut gedeihen kann, sind wir auch Friedensritter und haben dies mit der Stiftung des „Gallus Pacis“ auch nach außen dokumentiert.
Das Selbstverständnis eines Europas, wie wir es sehen, beruht auf dem Wirken des Heiligen Benedikt. Daher sind auch die Regula Benedikti gemeinsam mit unserem Ritter-Atlas die wichtigen Fundamente unserer Ritterschaft. Heute wird sehr viel von Krisen gesprochen, einer Krise der Familie, von einer Bildungskrise und einer der Wirtschaft. Dies ist falsch, nicht die Soziale Marktwirtschaft ist zum Beispiel in der Krise, sondern wir haben eine Krise der Moral und große Defizite an ethischen Werten. Denn Egoismus, Maßlosigkeit, Gier, Neid und Rücksichtslosigkeit sind bedauerlicherweise gesellschaftsfähig geworden.
Über tradierte Werte macht sich eine auf diesem Gebiet gleichgeschaltete Medienlandschaft permanent lustig! Für uns besitzen jedoch Glaube, Liebe und Hoffnung eine zentrale Bedeutung.
Ein militanter Atheismus versucht derzeit mit Werbebotschaften, den Menschen nicht nur den Glauben an Gott, sondern damit auch ihr Gewissen auszureden, und dies unter dem Deckmantel einer aufklärenden Selbstbefreiung. Im sogenannten „political-correctness“-Verständnis der meisten Politiker spielt heute das Christentum bereits zusehends die Rolle eines Störenfriedes.
Um es allen recht zu machen, hat nämlich alles gleich zu sein; alles gleich schön, alles gleich gut, alles gleich wahr und alles daher auch gleich falsch!
In London und anderen Städten – bei uns Gott sei Dank bisher noch nicht – findet man zum Beispiel auf bezahlten Plakaten Werbesprüche wie: „Es gibt, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, keinen Gott!“ Die Verkünder solcher Botschaften – so ganz endgültig sicher sind sie sich allerdings dabei selbst nicht – werben um Gleichgesinnte, um nicht allein zu sein.
Papst Benedikt XVI. hat einmal sehr prägnant verkündet: „Wer glaubt, ist nie allein!“ In ihrer grenzenlosen Verblendung und Überheblichkeit bekräftigen diese Atheisten eigentlich dieses Papstwort. Denn der wirkliche Inhalt ihrer Botschaft lautet doch: „Wer nicht glaubt, scheint doch allein zu sein, und dies auch gar nicht gerne!“
Jede wertefreie Gesellschaft wird früher oder später zu einer wertlosen! Denn am Ende regiert der Egoismus und nicht die befreiende Selbstbestimmung! In einer seelenlosen Gesellschaft, die den Menschen Scheinfreiheiten vorgaukelt, verkümmert auch der Respekt vor dem Individuum, vor dem Leben, dem geborenen und dem ungeborenen. Im Land der legalisierten Euthanasie, in den Niederlanden, hat sich dafür bereits ein regelrechter Markt entwickelt. Sterben nach Designer-Katalog. Besonders beliebt ist, das weiß man bereits aus Erfahrung, ein Sterbetermin in der Mitte der Woche, um das kostbare Wochenende der Hinterbliebenen nicht zu belasten. Wer sich als ein Geschöpf Gottes sieht, dem ist eine besondere Würde als Mensch gegeben, gemeinsam mit einem persönlichen Gewissen.
„Wissen ist gut, Gewissen ist besser“: So steht es daher auch klar und richtig an der Wand der alten „Adler Apotheke“ in der ehrwürdigen Kaiserstadt Aachen. Wir suchen daher als Ordo Equestris Vini Europae stets die Nähe der christlichen Altäre, denn unser Fundament besteht aus den christlichen Werten.
Wir wollen und können allerdings kein kirchlicher Orden sein. Jedoch erwarten wir, dass sich die Ritterlichen Eidgenossen zu den christlichen Werten bekennen. Eines gilt es aber auch, einmal klar auszusprechen: Vielen unserer Eidgenossinnen und Eidgenossen hat unser Ordo Eqestris Vini Europae unter der Führung von Alfred Tombor-Tintera auch geholfen, die Nähe zum Altar und zur Kirche zu festigen und manchmal auch wiederzufinden. Damit wird von ihm auch eine stete und stille christliche Mission ausgeübt, die in unseren Kirchengemeinschaften noch nicht alle als solche zu erkennen vermögen.
„Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben“ so spricht der Herr. Wir wollen daher auch in der Zukunft als Ritterliche Arbeiter im Weinberg des Herrn nach besten Kräften versuchen, für den Weinstock ein gutes Terroir zu bereiten, damit die Reben gut gedeihen! Der Abtprimas der Benediktiner-Ordens Notger Wolf stellt weiter fest: „Wir besitzen also ein Fundament. Wir können wissen, wer wir sind. Wir haben deshalb keinen Grund zu Pessimismus. Pessimismus ist oft ein Zeichen von Selbstbetrug. Solange wir uns der europäischen Werte bewusst sind, brauchen wir uns nicht zu scheuen, die Fakten zur Kenntnis zu nehmen. Nur Realisten können auf Dauer optimistisch sein. Realismus aber schließt Visionen nicht aus. Im Gegenteil. Ich halte nicht viel von Träumen; Visionen hingegen sind meiner Ansicht nach unentbehrlich, wenn man vor großen Herausforderungen steht. Visionen beflügeln, sie lassen auch große Ziele erreichbar erscheinen, Ziele, denen man entgegenfiebern kann.“ Unser Ordo Equestris Vini Europae ist aus einer solchen Vision entstanden und mit Gottes Segen und der unermüdlichen Arbeit aller Ritterlichen Eidgenossinnen und Eidgenossen als starke und auch international verankerte Wertegemeinschaft Realität geworden.
Daher dürfen wir uns freuen, diesen 25. Geburtstag unserer Europäischen Weinritterschaft – gemeinsam mit unserem Gründungsconsul Alfred Tombor-Tintera – feiern zu können, der – welche Fügung – gleichzeitig seinen 60. Geburtstag begeht. Es ist auch eine Gnade, dass die treuen Weggefährten unseres Ordens, Consul Ladislaus Knoll und Consul Alexander Unger, mit uns feiern. Ihnen und Alfred Tombor-Tintera gilt unser Dank für ihre großen Leistungen.
Ich darf diese Gelegenheit aber auch dazu nutzen, allen Dreien für ihre echte Freundschaft mir gegenüber sehr herzlich zu danken.
Alfred Rákóczi de Tombor-Tintera brachte mit seiner Person nicht nur das Fundament seiner angesehenen, alteingesessenen Großfamilie in unsere Ritterschaft ein, sondern auch das europäische Werte-Denken der Paneuropabewegung. Wir beginnen keine Tradition, wir setzen sie fort, legitimiert durch das Erzhaus Österreich. Daher soll der Beginn der 3. Ordenperiode, so wie dies alter Brauch ist, auch in unserer Rittergalerie dokumentiert werden.
Daher darf ich unserem Consul Primus Senatus zwei im traditionellen Meisterstil gestaltete Gemälde überbringen, verbunden mit der Bitte, sie entgegenzunehmen und diese Bilder künftig unserer Ritter-Galerie im Rahmen unseres Ritterschaftsmuseums anzuvertrauen:
als ein Dokument seines Wirkens und als Wegweiser in eine erfolgreiche Zukunft!
Dabei kann uns einer der schönsten Verse des großen Angelus Silesius Wegweiser sein:
„Zwei Augen hat die Seel’, das eine schauet in die Zeit, das andre richtet sich, hin in die Ewigkeit!“
Da jeder letzte Wunsch ein egoistischer ist, wünsche ich unserem Ordo Equestris Vini Europae, unserem jubilierenden Consul Primus Senatus und uns allen im Sinne von Angelus Silesius, dass uns noch viele gemeinsame Jahre geschenkt sein mögen und wir mit beiden Augen unserer Seel’ stets einen klaren Blick haben mögen! Unserem Ordo Equestris Vini Europae, unserem Consul Primus Senatus daher ein kräftiges
Vivat, Crescat, Floreat! In Honorem Dei et In Honorem Vini!
Consul II. Senatus Hofrat Prof. Helmut Skala