Ordensregierung information

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Grundsätze des ritterlichen Werkes

In dieser Senatsnotiz sind jene Kernaussagen zusammengefasst, die einerseits für das Werk der Ritterschaft gelten und andererseits dieses Werk für weiterführende Aufgaben in besonderer Weise nützlich machen. I. Die Europäische Wertegemeinschaft ist Basis allen Verstehens und Handelns. II. Die Ritterlichen Ämter genießen den Vorzug der Freiwilligkeit und Ehrenamtlichkeit. III.

Durch den berufsneutralen Zugang zum Ritterlichen Werk bzw. zu den Ritterlichen Ämtern kann ein optimaler Erfolg erreicht werden. IV. Synergieeffekte zwischen profanen und Ritterlichen Funktionen und Projekten garantieren Minimierung der Kosten und Optimierung des Erfolges. V. Geschäfte sollen nicht Freundschaft, jedoch Freundschaften sollen Geschäfte stiften! a. Die Ritterschaft selbst tätigt keinerlei Geschäfte, da sie a priori gemeinnützig und nicht auf Gewinn ausgerichtet ist. b.

Die Ritterliche Freundschaft unter den Eidgenossen soll jedoch auch den wirtschaftlichen Kontakten zwischen den Eidgenossen nützen. VI. Die Europäische Ausrichtung der Weinritterschaft: Sie ist, gleichgültig wo sie tagt, überall zu Hause. VII. Nutzung des Internationalen Ritterschaftsnetzwerkes: Die auswärtigen Teilritterschaften sind Stützpunkte des Ritterlichen Werkes und somit unverzichtbare Faktoren zur Realisierung der edlen Ordensziele. VIII. Weinverkauf, Weintourismus und Kulturtourismus sind auf das Engste verbunden. Daher wird die Weinritterschaft durch drei Ressorts abgedeckt:

  • Kulturressort (Kulturtourismus)
  • Wirtschaftsressort (Tourismus)
  • Landwirtschaftsressort (Weinwirtschaft)

IX. Wertschätzung steht vor Wertschöpfung. (Österreichs Weine gehören zu den besten der Welt, jedoch wird durch ein größtenteils mangelndes Produktimage ein unzureichender Preis erzielt. Daher will die Ritterschaft das Weinprestige durch gesellschaftlich-kulturelle Werke entsprechend heben.) X. Kairos: Die Kunst des richtigen Zeitpunktes (und des richtigen Ortes) gilt es zu beachten, um sinnvolles, effizientes, erfolgreiches Handeln zu ermöglichen.

Die Kärntner Landesausstellung „Das Mittelalter“ in der Burgenstadt Friesach bescherte der Europäischen Weinritterschaft solchermaßen das „erste Ritterfest im Mittelalter“. Zu diesem Thema ist es angebracht, den Unterschied zwischen Rittertum und Ritterlichkeit zu erörtern.

Dies kann man sehr einfach tun, indem man den Ritter-Atlas zitiert: „Bewahrung des Ewigen im zeitlichen Wandel und Hinordnung des wandelbaren Zeitlichen auf das Ewige“.
An dieser Stelle scheint es zweckmäßig, die im Mittelalter geprägten Ritterlichen Tugenden anzuführen:

1. M’aze = Maßhalten
2. Zuht = Zucht, Anstand
3. Éhre = Ehre
4. Triuwe = Treue
5. Milte = Freigiebigkeit

Die Anstandsregeln lt. Pkt. 1. und 2. ergeben H’ohen Mout und Vröide, was mit positiver Lebenseinstellung, entsprechendem Selbstwertgefühl und Festfreude zu übersetzen ist.
Die Ehre, Pkt. 3., spielt nicht nur im Kampf, sondern in der gesamten Lebenshaltung eine wesentliche Rolle. Dies kann insbesondere durch das Gegenteil, die Ehrlosigkeit, deutlich gemacht werden. Eine komplette gesellschaftliche Ausgrenzung ist damit verbunden.

Die Triuwe, Pkt. 4., ist die persönliche Verpflichtung und Bindung sowohl zum Herren als auch zu den Freunden und Waffengefährten = Eidgenossen und stellt die Basis des staatlichen und gesellschaftlichen Systems dar. Ein Herr war für die ihm zugeordnete Personengruppe zur Milte = Freigiebigkeit,
Pkt. 5., verpflichtet und hatte diese Menschen auch mit materiellen Gütern auszustatten. Diese Haltungen werden durch das Prinzip der M’aze, des Maßhaltens, begrenzt und finden ihre Ergänzung im „Ritterlichen Ehrenkodex“.

Karl von Habsburg-Lothringen verfasste ein Geleitwort zum „Adelslexikon des Österreichischen Kaisertums“ – ein Zitat zum Adel als eine Form von Elite aus dem Katalog „Die Ritter“, Seite 129, zur Burgenländischen Landesausstellung 1990: „Die Geschichte des Adels reicht bis in graue Vorzeiten zurück, und kaum ein Historiker kann den Ursprung desselben klar belegen.

Eines scheint aber allen Interpretationen gemeinsam zu sein, dies ist die Erkenntnis, dass es sich um eine Schicht der Bevölkerung gehandelt hat, welche sich durch Treue, Mut und Kraft von dem Rest der Bevölkerung abhob und gleichzeitig doch ein Teil von ihr war. Zeigte sich auch später gelegentlich ein Abweichen von diesem „Urprinzip“ des Adels, so ist der ritterliche Anstand immer der Grundsatz, ja die Ideologie dieses Standes geblieben.

Man wird auch für den Adel des österreichischen Kaisertums, welcher zu einem Großteil aus dem Militär- oder Beamtenstand erwuchs, ein ritterliches Prinzip annehmen müssen. Treue und Mut „mit dem Degen in der Linie“, wie es die Formel zahlreicher Adelsdiplome beschreibt, waren nicht Überreste einer vergangenen Welt des Mittelalters, sondern galten während des 19. Jahrhunderts wie nie zuvor.
Auch in den Tagen des Ersten Weltkrieges bewiesen Unzählige solche Ritterlichkeit, so dass ihr Handeln durch hohe und höchste Orden ausgezeichnet oder mit der Erhebung in den Adelsstand bedankt wurde.“

Die Kirche benötigt von ihrem Ursprung an Wein für die Eucharistie. Und es sollte ein besonders edles Produkt sein, mit dem die heilige Handlung feierlich vollzogen wird, versinnbildlicht durch den Satz: „Wasser und Brot ist der Alltag. Wein und Brot ist der Beginn des Festes, und das Fest hat Gott gestiftet.“

Auch der Ritterliche Wahlspruch dokumentiert eine Ritterliche Geisteshaltung:
„In Honorem Dei et In Honorem Vini“.

Die hier dargelegten Wertinhalte des noblen Weines und die Ideale des ritterlichen Menschen enthalten in essentieller Form unseren namensgebenden Begriff „Weinritter = Eques de Vino“.
Bei allen Betrachtungen und Erörterungen zeigt sich sehr deutlich, was Ritterlichkeit bedeutet: „In Demut dienen“. Dies fordert eine faktische Lebenstätigkeit, welche aus einer Ritterlichen Geisteshaltung entspringt. So galt der ritterliche Dienst früher zuvorderst: „Gott, dem Herrn (= weltlichen Vorgesetzten) und der edlen Frau.“
Wir glauben, dass das Ritterliche Dienen stets aktuell, modern und notwendig bleibt. Den Edelgang einer Ritterlichen Geisteshaltung symbolisiert das achtstrahlige Ritterkreuz.

Wesensmerkmal der Europäischen Weinritterschaft bildet nicht das Rittertum,
sondern die Geisteshaltung der Ritterlichkeit.

Dieses schöne Ritterfest in der mittelalterlichen Burgenstadt Friesach berechtigt zur Hoffnung, dass das Legat Unterkärnten im Rahmen des Consulates Kärnten einen erfolgreichen und freudvollen Weg nehmen möge!

Orden gilt als die Bezeichnung von bestimmten, hier christlichen, Gemeinschaften, deren Mitglieder sich behufs gemeinsamer Bestrebungen die Befolgung gewisser Regeln (= Ordensregeln) selbst zur Pflicht machen. Der Weinritterorden ist in der Proklamation philosophisch hinreichend definiert und besitzt mit der Instruktion eine Anleitung für eine gute und gewissenhafte Wahrnehmung der Aufgaben und Pflichten jedes einzelnen Ritterlichen Eidgenossen. Für die Verwirklichung der edlen Ordensziele im persönlichen und beruflichen Bereich sind folgende Ritterlichen Tugenden maßgebend.

  • Vertrauen: bedeutet fest werden; kommt von treu, „deru“, das soviel wie Teer bedeutet, was wiederum auf Eiche, Baum – Stamm hinweist: also zum Stamm, folglich zum Ritterlichen Werk gehörend.
  • Würde:Die Ritterliche Arbeit zielt u. a. auf die Pflege ideeller Werte ab und soll auch dem Menschen in seiner Ganzheit dienen. Das heißt, die Menschenwürde umschließt nicht nur die Menschenrechte, sondern auch die Menschenpflichten.Bei der Arbeit gilt es, täglich immer wieder Weichenstellungen, Entscheidungen zu treffen. Und dabei ist stets die Menschenwürde in den Vordergrund zu stellen. Die Menschenwürde ist ein Achtung gebietender Wert, der einem Menschen innewohnt – man sieht, die Würde repräsentiert einen Wert, den man nicht kaufen kann.
  • Gewissenhaftigkeit: kommt von Gewissen und bedeutet Mitwissen, bewusst sein, innere Bewusstheit. Für jedes sittliche Verhalten gegenüber Mensch und Gott einen Zeugen haben, seinen „Mitwisser“. Von Gewissen leitet sich die Eigenschaft gewissenhaft ab, was soviel bedeutet wie genau, sorgfältig vorgehend, besonders bei der Ritterlichen Arbeit.
  • Lauterkeit: bedeutet soviel wie gereinigt, gespült; also rein, hell, klar und frei von fremdartigen Bemischungen, z. B. in der Metallurgie. Daher wollen wir die Ritterliche Arbeit auch unverfälscht, anständig und ehrlich durchführen.
  • Demut: muss ein Wesensmerkmal eines Ritterlichen Menschen sein, also der Mut zum Dienen für die Mitmenschen bzw. für Ideale und Werte. Die Demut bietet die richtige Antwort auf die falsche, vordergründige und selbstsüchtige Lebenshaltung des Hochmutes. Denn Hochmut glaubt, dass ihr euch selbst genügt. Nichts macht so hochmütig und trennt einen so sehr von den anderen wie die Meinung, man sei sich selbst genug.

Darum hat es Gott so eingerichtet, dass wir einander bedürfen. Das heißt, der Mensch lebt als ein soziales Wesen, das zur Lebenserfüllung der Gemeinschaft bedarf. Meinst Du aber in hochmütiger Weise, niemanden zu brauchen, so bist du törichter und kraftloser als alle. Ein(e) solche(r) beraubt sich selbst jeglicher Hilfe und wird niemals Zurechtweisung noch Verzeihung erfahren. Die Ritterlichen Amtsträger und aktive Eidgenossen haben durch ihr gelebtes Beispiel, stets Erleuchter und Erheller zu sein, gleichsam als Positionslichter des Ritterlichen Werkes zu dienen und so Orientierung zu geben, damit sich die übrigen zurecht finden. Auch der edle Wein, der Mittelpunkt unseres Ordens, kann hier helfend oder unterstützend eingesetzt werden: Wenn wir mental illuminiert sind, können wir für andere leuchten. Die Struktur des Weinritterordens entspricht deshalb dem Schöpfungsprinzip in hinreichender Weise, weil sie eine konkrete Hierarchie beinhaltet; in der Natur existiert jedenfalls ein Stufenbau – und somit ist die Hierarchie gottgewollt. Die Weinritterordenstruktur ist durch ein Zusammenwirken dreier Prinzipien bestimmt:

  • die Consules repräsentieren den Prinzipat,
  • die Senatoren entsprechen der Aristokratie
  • und die Versammlung der Eidgenossen = Nobilität vertritt die Demokratie.

Das Zusammenspiel des Einzelnen mit der Ordensstruktur soll ein optimales Ergebnis erreichen, zu dem folgender Lehrsatz gilt:

„Haltet Euch an die Ordnung – dann wird die Ordnung Euch halten!“

Wie aus der Formel zu entnehmen, hat der Ordo Equestris Vini Europae ein breites Spektrum von noblen Aufträgen zum Wohle der Menschen zu erfüllen. Dazu gehört auch die Förderung von sozial–caritativen Werken sowie kulturellen bzw. wissenschaftlichen Initiativen. In diesem Zusammenhang muss man auch den Begriff „nobel“ näher erörtern. Nobel bedeutet nicht nur vornehm, sondern vornehm und freigiebig! Ein „neidiger“ Vornehmtuer kann keinesfalls ein Nobler sein. Um diesen Anspruch zu erfüllen, bedarf es der entsprechenden Gesten. Solches erfordert immer wieder die Erfüllung unseres Schwellensatzes der Neidbesiegung. Zum Noblen gehört als weiterer Aspekt auch die Diskretion. Plakativ, gezielt eine Spende zu geben, kann zwar ein gutes Werk erfüllen, gilt aber vom Stil her nicht als nobel.

Daher erfüllt der Ordo Equestris Vini Europae diese essentielle Ordensaufgabe stets diskret. Dies wird auch in der Bibel empfohlen, wo sinngemäß zu lesen ist: „Wenn die linke Hand Gutes tut, soll es die rechte nicht wissen, oder umgekehrt.“ Im Rahmen dieses Tätigkeitsberichtes soll schon bewusst eine Ausnahme gemacht werden, diesen wichtigen Ordenaspekt zu zeigen, damit vor allem die Eidgenossen genauer informiert sind. Der Ritterliche Senat hat in den letzten fünf Jahren rund € 170.000,– für sozial-kulturelle Förderung gestiftet. Diese beträchtliche Summe gliedert sich in folgende Förderungsbereiche, beispielsweise

  • Sozial-caritativ: Nepal Trust (Spital in Nepal), Tsunami-Hilfe für Thailand, Flutwaisenkinder in Sri Lanka, Morbus Morquio-Therapiehilfe, Gabe für Kinder mit Dia- betes, Unterstützungen für behinderte und gebrechliche Menschen.
  • Kulturell:Verband zur Wahrung der Geschichte Österreichs,Fürstliche Esterházy Husaren, Königliche Eisenstädter Schützengesellschaft, Pfarrhof-Keller Deutschkreutz, Pan Europäische Initiativen, Eisenstädter Diözesangeschichte, Europahaus -Bausteinaktion.
  • Wein-kulturell, wein-wissenschaftlich, wein-wirtschaftlich: Publikationen, Veranstaltungen, historische und önologische Vorträge, Weinproben, Weinturniere, Präsentationen zur Steigerung der Weinbekanntmachung, Bildungsaktivitäten im Rahmen des International Visegrad Fund, etc., Errichtung eines Weingartens in der Mönchsrepublik Berg Athos.
  • Kirchlich: Hauptalterbild Maria Loretto, Kleinhöfleiner Kirchenorgel, Pal Orden Ungarn, Familienkapelle Balf.
  • Wissenschaftlich: Bücherspenden für Fachhochschule Eisenstadt, Harsányi János Hochschule Budapest. Ein ähnlich ansehnlicher Betrag wurde zusammen genommen von unseren Ritterordensteilen, den Consulaten und Legaten aus den verschiedensten europäischen Ländern, in analoger Weise aufgebracht, um die edlen Ordensziele auf diesem sozial-kulturellen Bereich zu erreichen.

Der Vollständigkeit halber sei ebenso erwähnt, dass die Ritterlichen Eidgenossen/ Innen auch privat gemäß Ritterlicher Geisteshaltung ihren humanitären Aufgaben durch beträchtliche Spenden immer wieder nachkommen.

Mit der Erfüllung dieses noblen Ordensauftrages
können wir wirkungsvolle Beiträge zur Verbesserung der Welt leisten!

LASST UNS EINEN BRUDER MACHEN
oder von der Bedeutung des Du-Wortes
für die Freundschaft

Einer der Grundsätze unseres Weinritterordens besteht aus der Pflege echter Ritterlicher Freundschaft, wofür der Ritterliche Schwellensatz, nämlich die Besiegung des Neides, unverzichtbar vorausgesetzt werden muss.
Das edle Gut der Freundschaft kann definiert werden als ein: „Verhältnis aus gegenseitiger individueller Zuneigung bei rückhaltsloser Vertrautheit mit den Lebensumständen des Freundes oder der Freundin.“ (Brockhaus 1968, 6. Bd., Seite 591). Nur die Standesgleichheit verhindert die ansonsten vorherrschende Gönnerschaft bzw. Gefolgschaft.
Alle Eidgenossen des Europäischen Weinritterordens schließt das Band des Eides in standesgleicher Weise zusammen, sie genießen damit eine höhere Möglichkeit, gelebte Ritterliche Freundschaft zu erfahren, die auch das Ritterliche Du-Wort auszeichnet.
Es geziemt sich, auch zum sensiblen Bereich der Bruderschaft einige Gedanken anzuknüpfen. 
Eine Bruderschaft besteht aus der Übereinkunft von zwei oder mehreren Personen, sich als Brüder anzusehen, wozu auch das gegenseitige „Du-Wort, das Bruderwort“ gehört.
Es ist von alters her Sitte, Bruderschaft zu trinken; dies beruht wohl darauf, dass der Genuss des gleichen Trankes als Symbol fester Verbindung angesehen wurde. Auch das Zuprosten, also das „Gläser-erklingen-Lassen“, entspringt einer Erinnerung an frühe Zeiten, als man das gehobene Getränk teilweise gegenseitig austauschte, um so einem möglichen Anschlag durch Vergiftung zu entgehen.
Welche tiefsinnige Bedeutung ein „Du-Wort“ in sich birgt – leider Gottes wird es heutzutage zeitgeistgemäß nur oberflächlich und damit bedeutungslos gehandhabt –, zeigt eigentlich die Definition des Bruders selbst: Bruder einer Person ist derjenige, der von dem selben Elternpaar (frater germanus) oder von demselben Vater (frater consanguineus) oder von derselben Mutter (frater uterinus) abstammt.
Im religiösen Bereich existiert eine Reihe von Bruderschaften, von denen wir hier als Beispiel die Brüder des gemeinsamen Lebens (fratres vitae communis) anführen. Diese waren bereits im 14. Jahrhundert zu einer freien christlichen Genossenschaft verbunden und erfüllten ihre Aufgabe im Zusammenleben, in der Gemeinschaft des Erwerbs, der Arbeit und der Erbauung.
Bemerkenswert, dass diese Brüder damals auch Kugelherren genannt wurden. Mit der Erklärung dieses sonderbaren Begriffes erfahren wir noch mehr über die Bedeutung des „Per-Du“ bzw. des Bruderschaft-Denkens.
Da jeder Bruder bzw. jede Schwester gleiche Wertigkeit in der Gemeinschaft besitzen soll, befinden sich diese sozusagen auf der selben Ebene, nämlich auf der Kugeloberfläche, symbolisch angeordnet. Das Wesen der Kugel besteht darin, dass von jedem Punkt der Oberfläche zum Mittelpunkt dieselbe Entfernung besteht, was eine höchste Form der Gleichheit darstellt.
Der Mittelpunkt selbst kann nur der Wertinhalt bzw. die Wertübereinkunft hinsichtlich der Symbolhandlung des „Du-Wortes“ sein. So vermag der Begriff „Kugelbrüder“, eine Ritterliche Freundschaft sehr anschaulich zu umschreiben, wobei wir noch auf den Inhalt der Freundschaft (Ritter-Atlas Kapitel 5.07. Seite 162 ff) hinweisen.
Bei den Ritterlichen Zeremonien, während derer stets Solemne Form vorherrscht, wird gerade durch die Kelchreichung dieses Ritterliche „Du-Wort“ von beiden Seiten besiegelt: sowohl von den Ritterlichen Candidaten als auch vom Ritterpriester, der den Kelch reicht.
Durch die Kulthandlung des „Per Du-Trinkens“ wird gleichsam für die Betroffenen jeweils ein „neuer Mensch“ geboren, der vorher so nicht da war.
Daher sollte man das „Du-Wort“ nie leichtfertig oder aus reiner Geselligkeit bzw. Laune heraus eingehen. Man müsste sich immer des tiefsinnigen, für das weitere Leben bedeutungsvollen Inhalts bewusst sein; denn mit jedem Du-Wort wird gegenseitig Verantwortung übernommen.

Beachte:

„Man ist im Leben für das verantwortlich, was man sich vertraut gemacht hat!“

Diese Geisteshaltung steckt im Ausdruck: „Lasst uns einen Bruder machen“!

HISTORISCHE VERBINDUNG ZWISCHEN WEINRITTERORDEN UND SCHÜTZENGESELLSCHAFT

1. Eisenstadt wurde ab 1373 mit königlicher Erlaubnis auf Betreiben der damaligen Magnatenfamilie Kanizai mit einer Stadtbefestigung zur “Eisernen Stadt” ausgebaut.
2. Das zwingt zur Annahme, dass seit damals, also 1373, eine Stadtverteidigungs- truppe bestand.
3. 1619 wurde diese Bürgerwehr gleichsam aus dem städtischen Verwaltungsapparat herausgenommen – heute würde man dazu teilprivatisiert sagen – und zur Königlich Eisenstädter Schützengesellschaft umgegliedert: einem der beiden Vorsitzenden des königlichen Stadtsenates bleibend zugeordnet.
4. Neben der Stadtverteidigung und Aufrechterhaltung von Ruhe und Ordnung innerhalb der Stadt, also der Wahrnehmung polizeilicher Aufgaben, galt der Auftrag, darüber hinaus zur Verschönerung von besonderen Festen, etwa durch Paraden, Ehrenpräsenz bei Hochämtern und Aufmärsche, beizutragen.
5. Aus der Landestopographie lesen wir: „181 Jahre ist es her, dass unsere Vorel- tern, Männer von Herren- und Bürgerstand, diese im Königreich älteste Schießstatt als Sammelplatz der Vereinigung zu edlen und Ritterlichen Übungen stifteten, durch beträchtliche Einlage emporbrachten . . .“ (siehe auch Kapitel 7.4. dieser Publikation und Ritter-Atlas Kapitel 8.05 „Wurzeln der Ritterschaft“, Seite 236 ff)
6. Im OEVE-Senatssitzungsprotokoll Nr. 155 vom 15. 10. 2006 nehmen die nachfolgend zitierten Punkte 11.2. und 11.4 auf das Thema der Überschrift direkten Bezug: „Der Ritterliche Senat hat einhellig erkannt, dass jeder Ritterorden auch eine militärische Einheit war und somit militärische Aufgaben zu erfüllen hatte sowie sich im Hinblick auf die Wahrung der eigenen Identität zur überlieferten Geschichte und Traditionen – eben zu den Wurzeln der Ritterschaft – bekennt.
Daher ist als Verschönerung von Festumzügen, die auch eine militärische Zugordnung aufzuweisen haben, und als Ehrenpräsenz bei Ritterlichen Festakten die Königlich Eisenstädter Schützengesellschaft willkommen. Sie trägt auch zum Festerfolg bei. Weiters begrüßt der Ritterliche Senat einhellig, dass der Erste Senatsconsul, der in Personalunion sowohl als Stadtkapitän der königlichen Freistadt Eisenstadt als auch als Erster Vorsitzender des Stiftungsrates für die Freistadt Eisenstadt fungiert, bei den militärisch bezogenen Teilen – vor allem den Festumzügen – die Stadtkapitäns-Uniform tragen soll und kann. Hiezu bleibt festzustellen, dass dies keine Schützenuniform ist, sondern eine Landstandsuniform des „Königlichen Magistratsrathes“ – als einer der beiden Stadtsenatsvorsitzenden/Bürgermeister –, der für die exekutiven, militärischen Angelegenheiten der Freistadt zuständig war.
Sollte der Erste Senatsconsul das Amt des Stadtkapitäns nicht mehr ausüben, so wird es zweckmäßig sein, im Ritterlichen Magistrat das Amt Stadtkapitän vorzusehen, wobei das familiär-historische Mandat mit zu berücksichtigen ist.“
7. Die zweite Periode der Eisenstädter Schützengesellschaft, beginnend von 1619 an, lief Ende des 19. Jahrhunderts durch Wegfall des Zweckes der Verteidigung mit der Gründung des K. u. K. Militärinstituts (heute Martin-Kaserne) und der Sicherung von Ruhe und Ordnung durch die Einführung der Exekutive aus.
Als letzter Stadtkapitän der Königlichen Freistadt Eisenstadt amtierte in diesem Zeit- abschnitt ein direkter Vorfahre des heutigen Ersten Senatsconsuls bzw. Stadtkapitäns, Ururgroßvater Joseph Tintera, Patrizier zu der Kgl. Freistadt Eisenstadt.
8. Im Buch „Wehrhaftes Eisenstadt“ (Epilog des Kommandanten, 3. Abschnitt ab 1999) steht geschrieben: „Auch konnten wir im Jahre 2004 Herrn Alfred Rákóczi von Tombor-Tintera die ihm nach geschichtlicher Überlieferung zukommende Uniform des Stadtkapitäns i. Tr. übergeben und somit die historische Verbindung zur Verwaltung der Freistadt Eisen- stadt wiederherzustellen.“
9. Die eigenständige Kgl. Eisenstädter Schützengesellschaft ist also in Personalunion mit dem Ordo Equestris Vini Europae verbunden, stellt gleichsam eine uniformierte Ergänzung dar und hat dadurch in diesem Bereich die Aufgabe, die Ritterlichen Feste zu verschönern und zu bereichern!

Zu den Kernzielen des ORDO EQUESTRIS VINI EUROPAE zählen die Förderung und Pflege der Weinkultur und Weinwissenschaft, der Einsatz für die Europäische Wertegemeinschaft, für den gelebten Glauben, für die Philosophie, für eine Ritterliche Geisteshaltung und gelebte Freundschaft. Von allen Zielen und Aufgaben muss aber ein oberstes Anliegen herausgehoben werden, nämlich das Wirken für den Frieden. Es existiert sicherlich keine wichtigere Aufgabe in dieser Welt als der Erhalt des Friedens unter Wahrung der Menschenwürde. Die Ritterlichen Eidgenossen und Eidgenossinnen können aufgrund ihrer Struktur und ihrer europäischen Verankerung sehr wohl bis auf die internationale Ebene dafür Beiträge leisten, weil sie a priori über den trennenden Faktoren, wie Konfessionen, Parteipolitik, Wirtschaft und Standesinteressen stehen und ein internationales Freundschaftswerk pflegen.
Entsprechend klar definiert sich daher auch die Position der Weinritter als Friedensritter in unserer Gesellschaft. Konkret kann dieses Hauptanliegen im ORDO EQUESTRIS VINI EUROPAE sowohl durch das Wirken im persönlichen Bereich der einzelnen Eidgenossen und Eidgenossinnen als auch in periodischen, nationalen und internationalen Zusammenkünften realisiert werden.
Abstrakt wohnt den meisten Treffen der Eidgenossen und Eidgenossinnen der Aspekt eines FRIEDENSSYMPOSIONS inne, wie es die beiden Teile des Begriffes in ihrer Urbedeutung aussagen. Denn – Frieden, Freund und Freiheit besitzen dieselbe indogermanische Wortwurzel. Symposion bezeichnete im Griechischen ursprünglich ein „Trinken miteinander, unter Genossen“. Genossen, das sind Freunde, die gemeinsam genießen, und dabei Philosophisches erörtern
Im Mittelalter wurde vorrangig Gewaltfrieden angestrebt und dieses Ziel durch Kampf erreicht. Bis 1914 galt Krieg letztlich positiv als „Schule der Völker“, als „Stätte der Ehre“. Bertha von Suttner stellte sich mit ihrem Roman „Die Waffen nieder“ (1889) dem damaligen Zeitgeist entgegen und erhielt dafür den Friedensnobelpreis (1905). Die Ritterlichen Eidgenossen kämpfen mit ihren ideellen Mitteln für den Frieden, droht doch dort, wo man gemeinsam die Gläser hebt, kein Krieg. „Die Waffen nieder!“, der zum Slogan gewordene Buchtitel, lautet für den ORDO EQUESTRIS VINI EUROPAE transformiert: „Die Gläser hoch!“
EQUITES DE VINO sind EQUITES DE PACIS, d.h. Weinritter sind auch Friedensritter. Denn die oberste Mission der Europäischen Weinritterschaft besteht schlussendlich aus einem friedvollen Kreuzzug für die Menschen und für Europa! Ein Wirken für den Frieden unter Einbindung der Weinkultur in gesellige, niveauvolle Bildungs- und Kultur- und Festveranstaltungen, weil „Der Weinreichtum die Fruchtbarkeit des Friedens zeigt“.