Die Kärntner Landesausstellung „Das Mittelalter“ in der Burgenstadt Friesach bescherte der Europäischen Weinritterschaft solchermaßen das „erste Ritterfest im Mittelalter“. Zu diesem Thema ist es angebracht, den Unterschied zwischen Rittertum und Ritterlichkeit zu erörtern.
Dies kann man sehr einfach tun, indem man den Ritter-Atlas zitiert: „Bewahrung des Ewigen im zeitlichen Wandel und Hinordnung des wandelbaren Zeitlichen auf das Ewige“.
An dieser Stelle scheint es zweckmäßig, die im Mittelalter geprägten Ritterlichen Tugenden anzuführen:
1. M’aze = Maßhalten
2. Zuht = Zucht, Anstand
3. Éhre = Ehre
4. Triuwe = Treue
5. Milte = Freigiebigkeit
Die Anstandsregeln lt. Pkt. 1. und 2. ergeben H’ohen Mout und Vröide, was mit positiver Lebenseinstellung, entsprechendem Selbstwertgefühl und Festfreude zu übersetzen ist.
Die Ehre, Pkt. 3., spielt nicht nur im Kampf, sondern in der gesamten Lebenshaltung eine wesentliche Rolle. Dies kann insbesondere durch das Gegenteil, die Ehrlosigkeit, deutlich gemacht werden. Eine komplette gesellschaftliche Ausgrenzung ist damit verbunden.
Die Triuwe, Pkt. 4., ist die persönliche Verpflichtung und Bindung sowohl zum Herren als auch zu den Freunden und Waffengefährten = Eidgenossen und stellt die Basis des staatlichen und gesellschaftlichen Systems dar. Ein Herr war für die ihm zugeordnete Personengruppe zur Milte = Freigiebigkeit,
Pkt. 5., verpflichtet und hatte diese Menschen auch mit materiellen Gütern auszustatten. Diese Haltungen werden durch das Prinzip der M’aze, des Maßhaltens, begrenzt und finden ihre Ergänzung im „Ritterlichen Ehrenkodex“.
Karl von Habsburg-Lothringen verfasste ein Geleitwort zum „Adelslexikon des Österreichischen Kaisertums“ – ein Zitat zum Adel als eine Form von Elite aus dem Katalog „Die Ritter“, Seite 129, zur Burgenländischen Landesausstellung 1990: „Die Geschichte des Adels reicht bis in graue Vorzeiten zurück, und kaum ein Historiker kann den Ursprung desselben klar belegen.
Eines scheint aber allen Interpretationen gemeinsam zu sein, dies ist die Erkenntnis, dass es sich um eine Schicht der Bevölkerung gehandelt hat, welche sich durch Treue, Mut und Kraft von dem Rest der Bevölkerung abhob und gleichzeitig doch ein Teil von ihr war. Zeigte sich auch später gelegentlich ein Abweichen von diesem „Urprinzip“ des Adels, so ist der ritterliche Anstand immer der Grundsatz, ja die Ideologie dieses Standes geblieben.
Man wird auch für den Adel des österreichischen Kaisertums, welcher zu einem Großteil aus dem Militär- oder Beamtenstand erwuchs, ein ritterliches Prinzip annehmen müssen. Treue und Mut „mit dem Degen in der Linie“, wie es die Formel zahlreicher Adelsdiplome beschreibt, waren nicht Überreste einer vergangenen Welt des Mittelalters, sondern galten während des 19. Jahrhunderts wie nie zuvor.
Auch in den Tagen des Ersten Weltkrieges bewiesen Unzählige solche Ritterlichkeit, so dass ihr Handeln durch hohe und höchste Orden ausgezeichnet oder mit der Erhebung in den Adelsstand bedankt wurde.“
Die Kirche benötigt von ihrem Ursprung an Wein für die Eucharistie. Und es sollte ein besonders edles Produkt sein, mit dem die heilige Handlung feierlich vollzogen wird, versinnbildlicht durch den Satz: „Wasser und Brot ist der Alltag. Wein und Brot ist der Beginn des Festes, und das Fest hat Gott gestiftet.“
Auch der Ritterliche Wahlspruch dokumentiert eine Ritterliche Geisteshaltung:
„In Honorem Dei et In Honorem Vini“.
Die hier dargelegten Wertinhalte des noblen Weines und die Ideale des ritterlichen Menschen enthalten in essentieller Form unseren namensgebenden Begriff „Weinritter = Eques de Vino“.
Bei allen Betrachtungen und Erörterungen zeigt sich sehr deutlich, was Ritterlichkeit bedeutet: „In Demut dienen“. Dies fordert eine faktische Lebenstätigkeit, welche aus einer Ritterlichen Geisteshaltung entspringt. So galt der ritterliche Dienst früher zuvorderst: „Gott, dem Herrn (= weltlichen Vorgesetzten) und der edlen Frau.“
Wir glauben, dass das Ritterliche Dienen stets aktuell, modern und notwendig bleibt. Den Edelgang einer Ritterlichen Geisteshaltung symbolisiert das achtstrahlige Ritterkreuz.
Wesensmerkmal der Europäischen Weinritterschaft bildet nicht das Rittertum,
sondern die Geisteshaltung der Ritterlichkeit.
Dieses schöne Ritterfest in der mittelalterlichen Burgenstadt Friesach berechtigt zur Hoffnung, dass das Legat Unterkärnten im Rahmen des Consulates Kärnten einen erfolgreichen und freudvollen Weg nehmen möge!